24.04.2019 | Made In Austria Von Amadeus bis Robert Räudig: Die Rockgeschichte Österreichs
Österreichs Rockszene ist aktuell frischer und lebendiger denn je - und das ist verdammt gut so! Zum Sendestart von ROCK ANTENNE Österreich wollen wir jedoch auch einmal zurückblicken auf die Meilensteine, die die österreichische Musikszene bis heute geprägt haben.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Unsere schöne Rock-Republik Österreich hat schon einige musikalische Wunderkinder hervorgebracht – von der Klassischen Musikmetropole Wien mit Woiferl alias Wolfgang Amadeus Mozart zum "Rock Me Amadeus"-Star Falco. Aber wie sieht’s in der Rockgeschichte aus? Wir wollen’s genauer wissen und haben die rockigsten Meilensteine der österreichischen Musikgeschichte für euch zusammengesucht.
Einige behaupten ja, Falco war der letzte wirkliche Rockstar in den 80ern. Zugegeben, Österreich ist nicht gerade der größte Exporteur von internationaler Rockmusik, aber es gibt deutlich mehr als Volks-„Rock’n’Roller“ (ähem) wie Andreas Gabalier und Co., die die österreichische Rockgeschichte beeinflusst haben, wie wir sie heute kennen.
Zurück auf Anfang
Nach dem Aufkommen von Punk und Rock in den 60er und 70er Jahren in Großbritannien und USA folgt auch Österreich mit der Neuen Deutschen Welle in den 70er und 80er Jahren. Es baut sich eine Produktionsszene auf, immer mehr Tonstudios entstehen und mit dem widerständigen Wiener Kabarett ist auch Austropop entstanden.
Und so starten wir unsere kleine Meilensteingalerie der österreichischen Rockgeschichte…
Die Wurzeln des Austro-Rock'n'Roll
Österreich hatte zwar keinen Elvis Presley in dem Sinne… Trotzdem gab es einige beachtliche Rock’n’Roller. Neben Robert Rausch alias Robert Benett, der wie Presley 1935 geboren wurde, machte sich auch Ferry Graf in den 50ern seinen Namen. Der Österreicher konnte nicht nur tanzen, sondern auch swingen und hat unter anderem auch „Heartbreak Hotel“ von dem King of Rock’n’Roll selbst gecovert.
Ein Rockstar im Geiste
Auch wenn er musikalisch wahrlich nicht der typische Rocker ist, aber der Kärntner Udo Jürgens hat mit seinem ikonenhaften Bademantelauftritt längst schon Kultstatus erreicht - Rockstar-würdiges Verhalten allemal. Seine Musik und vor allem seine Live-Auftritte seit den 50er Jahren haben Österreichs musikalischen Werdegang deutlich geprägt.
1964 hat der Solokünstler sogar den Song „If I Never Sing Another Song“ für Frank Sinatra komponiert, der letztendlich aber an Sammy Davis Junior ging. Als er 1966 zum Eurovision Songcontest geschickt wurde und das Ding mit dem Song „Merci Chérie“ nach Hause brachte, machte er international auf sich aufmerksam.
Die Wiege des Austro-Rock
Mit der in den 70ern gegründeten Band EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) beginnt die Idee von Rock in Österreich – auch wenn es damals eher als Rock-Kabarett und heute eher als Austropop gesehen wird. Trotzdem, mit der Besetzung der Arena 1976 wird die Ära des Wiener Rocks eingeleitet und österreichische Songs werden gitarrenlastiger und protest-orientierter. EAV wurden zuerst zwar als reine Spaßband angesehen, letztendlich hatten sie in ihren Liedern aber durchaus Einiges zu sagen. Die Steirer Gruppe engagierte sich stark gegen Rechtsextremismus, Kernkraftwerke und übte auch Kritik gegenüber der katholischen Kirche aus. Fast schon Punk-Attitüde. :-)
Rock vom Land - Country-Klänge aus der Steiermark
Die Steirer von S.T.S. machen seit ihren Anfängen 1978 einschneidenden Country-Rock. „Fürstenfeld“ und „Großvater“ werden zu Hymnen der Nation, die bis heute Jung und Alt mitgrölen kann und die bis heute zu später Stunde auch gerne auf Rock-Partys gespielt werden.
Punk's not dead!
Mitte der 70er kommt schließlich auch die Untergrundszene des Punks aus USA und Großbritannien zu uns nach Österreich. Punk wird schnell zur Jugendkultur und Bewegung einer ganzen Generation. Besonders Chuzpe gelten als Wegbereiter in Österreich.
Eine der wildesten Österreich-Punks sind aber ohne Zweifel Chaos. Die Vorarlberger aus Feldkirch schaffen es schnell von Österreich bis in die Schweiz.
Sie waren eventuell zu jung… deshalb war auch das Punk-Projekt von Dirt Shit relativ kurzlebig. 1978 erst gegründet, holen sie sich anfangs Chuzpe-Frontmann Robert Räudig (die österreichische Antwort auf Johnny Rotten) ins Boot, später Ronnie Urini.
Trotzdem lösen sich Dirt Shit bereits Ende 1979 wieder auf. Bis heute werden Dirt Shit oft noch als „Sex Pistols aus Wien“ bezeichnet und ihre 1979 veröffentlichte EP Rattenloch hat bis heute noch Punk-Kult-Status – roh und unverfroren.
Die Austrorocker, die besonders kommerziell erfolgreich sind, tragen freilich nicht unerheblich zur Entwicklung der Musik bei - aber auch den harten Einschlag dürfen wir nicht vergessen, zum Beispiel die Mordbuben AG.
Sie bringen rohen Punk in ihrer böse Buben-Attitüde und in Mundart auf die Bühne und lassen Wien in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Eine österreichische Punk-Klassiker-Band, die leider oft in Vergessenheit gerät.
Exkurs: Wolfgang Ambros
Der Vollständigkeit halber wollen wir auch den Wiener Wolfgang Ambros nicht unerwähnt lassen – immerhin wird er als Begründer des Austropops angesehen. Ironischerweise verdanken wir ihm auch einen rockenden Rekord:
Sein Auftritt 1983 mit Rainhard Fendrich und Opus vor 20.000 Leuten beim Rock on the Rocks im Gletschergebiet Kitzsteinhorn in Kaprun, Salzburg, zählt lange als Weltrekord für das höchstgelegene Open-Air Rockkonzert.
Now come and rock me, Amadeus!
DAS Ausnahmetalent seit W. A. Mozart ist und bleibt aber der Wiener Johann „Hans“ Hölzel, oder besser bekannt als Falco. In den 80ern schockiert und prägt er die österreichische Musikwelt maßgebend. Falco war ohne Frage ein Rockstar – es heißt ja nicht umsonst „Rock Me Amadeus“. :-)
Damit schafft er 1985 den internationalen Durchbruch. Falco stellt Mozart als ein Punk-Idol der 1780er dar. Bis heute ist Falco damit einer der erfolgreichsten österreichischen Musiker aller Zeiten.
Fun Fact: „Rock Me Amadeus“ ist bis heute der erste und einzige deutschsprachige Song, der es an die Spitze der US-Billboard-Charts geschafft hat. Die Folgesingle „Jeanny“ sorgt für Skandale in der Öffentlichkeit und auch der plötzliche Tod des Solokünstlers berührt die Musikwelt rund um den Globus. Mit seiner Musik hat Falco sich für immer verewigt.
Es wird härter...
Mit der Welle der Deutschen Härte und Darkwave wird es in den 90ern schön hart. Neben L’Âme Immortelle aus der Nähe von Wien mischen auch die Metaller von Stahlhammer mit. Sie veröffentlichen 1995 ihr erstes Album „Killerinstinkt“ – eine wahre Thrash Metal-Platte.
Mit Naked Lunch aus Klagenfurt, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Band aus England, wird grungiger Alternative-Rock weitergeführt. Sie verfolgen in den 90ern richtige Rock’n’Rock-Attitüde, verwüsten in Brasilien die Bühne und werden in London festgenommen.
... und alternativer
In den 2000ern angelangt, startet die Linzerin Christina Stürmer bei der Castingshow Starmania 2003 durch, auch wenn sie „nur“ Zweite wird. Ihr Debütalbum Freier Fall bietet Österreich endlich etwas rotzigeren Punkrock, der auch kommerziell erfolgreich ist. Mittlerweile hat sie aber weichere Töne angeschlagen.
Die Wiener Alternative-Rocker Excuse Me Moses, die vom Stil her mit Bon Jovi und Nickelback verglichen werden können, landen mit ihrem Song „Butterfly Tree“ 2007 auch einen richtigen Klassiker.
Ebenso wie 3 Feet Smaller, die seit den 2000ern in der österreichischen Rockwelt mitmischen und schon als Support von The Offspring und den Ärzten auf der Bühne gestanden sind. Da kann man schon fast sagen, die österreichische Version von Three Days Grace. :-)
Fazit:
Auch wenn wir mit Rockmusik heutzutage etwas Anderes verbinden - Klassiker aus den 70ern und 80ern wie von Wolfgang Ambros und Udo Jürgens haben die österreichische Musikwelt auf jeden Fall geprägt. Und ohne Falco und Co, wäre die Musik nicht das, was sie heute ist. ABER wir sind auf jeden Fall froh, dass sich aus dem Austropop mit Hilfe von Punk die heutige Rock- und Metalszene entwickelt hat und freuen uns auf das, was die Zukunft für die Rockwelt in Österreich bringen wird!